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Impressum

 

 

 

 

Manches geht einem durch den Kopf,

man schreibt es auf und verwirft es wieder.

So auch die folgenden kleinen Gedichte,

die zerknüllt im Papierkorb landeten.

 

Ich habe sie wieder herausgeholt und glatt gestrichen,

denn irgend etwas Wahres war doch an jedem Gedicht.

 

 

 

Ordnen, schreiben , lenken

 

Willst Du Gefühle nicht benennen,

kannst Du Gedanken nicht vertreiben,

musst deren Wesen Du erkennen

und wohlbedacht sie nieder schreiben.

So ordnest Du, was Dich bedrückt,

wägst ab das Für und Wider,

bist auch am Ende nicht verrückt,

wenn im Frühling blüht der Flieder.

Das Leben ist ein Auf und Ab,

sogar zwischen allen Stühlen,

es hält die Sinne stets in Trab

und spielt mit wechselnden Gefühlen.

 

 

Jahrswechsel für Gepeinigte

 

Der helle Tag ist kurz geworden,

die Nächte dafür umso länger.

Im Gänsestall beginnt das Morden,

auch Puten wird es bang und bänger.

Draußen vom Walde, da kommt er her,

der Nikolaus mit weißem Bart,

er meint sogar, es weihnachte sehr,

dabei sind die Zeiten ziemlich hart.

 

Lichterschmuck in jedem Fenster,

die Häuser erstrahlen in hellem Licht.

Nur einer, der wird immer ernster,

weihnachtliche Freude, sie erreicht ihn nicht.

Sein Leben ist stark reduziert,

Druck auf Körper und auf Seel´.

Das Leben hat ihn angeschmiert,

doch sein Handycap ist mopsfidel.

 

Bald werden die Tage wieder länger,

das Dunkle weicht sodann dem Licht,

den Frühling preisen viele Sänger,

nur der Stumme preist ihn nicht.

Vielleicht in ihm der Mut erwacht,

die Zeit ist reif - ganz ohne Frag´,

denn in der Mitte jeder Nacht,

beginnt der neue helle Tag.

 

 

Gebet für Sorglose

 

Ich bin reich und ich bin fruh,

dass ich keine Sorgen hu!

Gut, die Knochen sind recht müd´,

meistens spür´ ich jedes Glied,

doch ich hab´ zu meiner Freude

für alles heute meine Leute.

Gott - sei Dank, bin noch net err!

Dafür dank ich Dir, oh Herr!

 

Mach, dass alles auch so bleibt,

das Leben keine Possen treibt,

mein Sklave sich nicht weiter echauffiert,

letzten Endes noch die Lust verliert.

Mache bitte, dass er nicht versteht,

wer ihn tagtäglich hintergeht!

Lass ihn Gutes tun in seinem Glauben,

sonst wirst Du mir den Sklaven rauben.

 

Oh Herr, ich lernt´ in meinem Leben,

Nehmen ist praktischer als Geben.

Das hab ich immer so gemacht

ins Fäustchen mir dabei gelacht,

weil so etwas nur funktioniert,

wenn´s der Andre nicht kapiert.

Mach alle blind und treu in meinem Namen!

Amen!

 

 

Anbiederung an den Teufel

 

Den Teufel hab ich nie gekannt,

auch fürchte ich Dich nicht,

bin dennoch auf Dich sehr gespannt,

aber Teufel, täusch´ Dich nicht!

Vielleicht sind wir uns ziemlich ähnlich

und können uns auch messen,

wir sind im Wesen unversöhnlich

und haben das Gute längst vergessen.

 

Vielleicht sind wir ja ein gutes Paar,

meine Mittel sind recht rigoros,

wir beide machen, das ist doch klar,

im wahrsten Sinne den Teufel los.

War immer für falsch Zeugnis gut

und kannte danach keine Reue.

Sei mein Freund und zeige Mut,

damit auch ich Dich bald erfreue!

(Armer Teufel!)

 

 

Im Spinnennetz

 

Mensch, was bin ich doch so edel,

so hilfreich und so gut!

Mit Kleingeld ich stets wedel,

das macht meinen Knechten Mut.

 

Auch schenk´ ich Süßes ab und an

und fange damit meine Leute,

verlang´ von diesen Leuten dann

allerlei zu meiner Freude.

 

Dazu genieß´ ich diese Lust,

die einem überkommt mit Freude,

wenn sie erkennen: "Ach, du musst!"

Dann ist´s zu spät für diese Leute.

 

Mein Spiel ist ähnlich dem der Spinne,

wenn sie knüpft ihr Netz im Licht.

Wer alles macht in meinem Sinne,

hat Pech und er entkommt mir nicht.

 

 

Dringender Notruf

 

Die Nacht steckt bleiern in den Gliedern,

ich folg´ der Uhr mehr als dem Sinn,

warm und feucht sind jetzt die Federn,

weil ich nicht mehr ruhig bin.

Wache Ängste, wilde Träume,

schlafen kann ich fast nicht mehr,

stets die Angst, dass ich´s versäume

und den Notruf mal nicht hör.

 

Drüben schläft sie und schnarcht laut,

zum Hohn glatt für mein banges Wachen,

weil sie stets auf meine Hilfe baut

und auf viele tausend andre Sachen.

Im Schlaf kann sie getrost vertrauen,

dass Hilfe kommt und das geschwind,

kann auch im Schlaf getrost verdauen,

um drei Uhr drückt sie dann ein Wind.

 

Die Winde nebeln im Gehirn wie doll,

das macht die Arme ganz verrückt,

weiß nicht, was sie machen soll,

der Notruf wird sofort gedrückt.

Ich fahre hoch und hör den Ton,

rechne mit dem schlimmsten Fall,

eile rüber, hör´ die Winde schon,

dann war´n die Winde auch schon all.

 

Und ganze fünf Minuten später

lieg´ ich wieder im Kahn,

Nachtwächter und Sanitäter,

zwischen Ernst und Wahn.

Drüben wird erneut verdaut

und obendrein ein Baum gesägt.

Mir ist die ganze Nacht versaut,

weil sich´s mit´m Schlafen nicht verträgt.

 

 

Lebensläufe

 

Wenn Frauen nach dem Sinn des Lebens suchen

und lieber gern zuhause sind,

dann erzieh´n sie Kinder, backen Kuchen

und werden kugelrund geschwind.

Die Wohnung wird zum saub´ren Hort,

der Mann soll wissen, was sie macht!

Tagsüber ist ja der Gatte fort,

er muss nicht wissen, dass sie lacht.

 

Sind die Kinder aus dem Haus, wird´s leer,

dann droht, dass sie zur Arbeit soll,

nun müssen Handicaps schnell her,

sowas macht die Wartezimmer voll.

Dazu die Hausarbeit, so viel und hart,

das Putzen, Waschen, Bügeln,

das bleibt dem Ehemann erspart,

der trägt sie dafür auch auf Flügeln.

 

Im Alter dreht der Spieß sich um,

wenn der Mann ist pensioniert.

Die Gattin kümmert sich jetzt drum,

dass er sich stärker engagiert.

Und macht er es ihr richtig recht

und nimmt ihr ab die ganze Last,

wird er zunehmend ihr Knecht,

was der Madam natürlich passt.

 

Dann beißt der Arme über Nacht

entkräftet und kaputt ins Gras!

Was hat der Gute nur gemacht?

Gar nicht ausgemacht war das!

Lebensläufe sind verschieden,

enden oft mit einem Knall.

Manche Seelen finden ihren Frieden,

nicht jedoch in jedem Fall.

 

Egomanisches Weltbild

 

Durch und durch bin ich ein Christ,

drum weiß ich auch, wie´s richtig ist,

wenn einem Gutes widerfährt

und man noch mehr davon begehrt.

Treue Seelen helfen gern,

sie zu loben liegt mir fern,

denn was ich auch so sagen würde,

"Danke" sagen, wär´ ne Hürde.

So schenk ich lieber diesen Frommen

von dem, was ich im Überfluss bekommen,

eine Klitzekleinigkeit und mit Bedacht,

denn soviel ha´m se ja nicht gemacht.

"Danke" spar ich mir und "Bitte",

so ist´s bei mir nun mal so Sitte,

erinnere die Lieben stets dran,

was man für Geld verlangen kann.

Als Christ kenn ich im Mensch das Gute,

drum saug´ ich´s ihnen aus dem Blute

und freu mich dann recht königlich

über mein Wesen - denn so bin ICH!

 

 

Hypochonders Nulltarif

 

Mensch, was geht es ihr so schlecht!

Schreien sie am liebsten möcht´!

Krank ist sie und das ganz schrecklich,

dieses hat sie sogar schriftlich!

Ist privat in einer Kass´,

Ärzte sind für sie ein Spass,

wenn sie machen, was sie sagt,

keiner dumme Sachen fragt..

Der Apotheker kennt sie gut,

zieht sogar vor ihr den Hut,

meint, sie soll so weiter machen,

noch lange kaufen seine Sachen.

Pillen, Salben, Tropfen, Binden,

alles nur für ihr Befinden!

Und die Kasse, sie muss blechen,

zahlt sie all - die teu´ren Zechen

Und der Hypochonder schluckt,

schmiert und salbt, s´ist verruckt,

erreicht damit ein langes Leben,

weil´s nix kost´t - so ist das eben...

 

 

Altersstarrsinn

 

Viel geredet, nichts gesagt,

Schimpfworte nicht vergessen,

arg gelogen, dumm gefragt,

vom Starrsinn halt besessen.

Die Mischung ist mitunter tödlich,

wird der Bogen überspannt.

Ist man cool und müht sich redlich,

ist eine Tragödie abgewandt.

Wehe, lässt man sich verleiten

zur drohenden Eskalation,

steuert gegen nicht beizeiten,

passiert das Unglück schon.

 

Man müsste frechen Mäulern glatt

sofort, wenn sie ´s nicht lassen,

zum eig´nen Schutz und satt

die Mäuler stopfen lassen.

Wo böse Art und freches Wesen

ungeniert brutal zerstören,

müsste man die Leviten lesen!

Das würde sich gehören!

Ist jedoch Dummheit mit im Spiel,

die keine Grenzen kennt und mag,

ist jedes Wort einfach zuviel,

was bleibt, ist Ärger, Frust und Plag´!

 

 

Laute Grabesstille

 

Ein Toter - pardon, er ist verblichen -

liegt in seinem Grab zur Ruh´,

Überlebende kommen angeschlichen

und gesellen sich dazu.

Die Trauer ist wohl ganz verschieden,

wie man sogleich erkennt,

wenn alle Probleme, die hinterblieben,

man mit Bedacht bedenkt.

So hat ein jeder seine Sicht

und sie sollte man nicht nehmen,

manche kennen nur die Pflicht,

andre sollten sich was schämen.

 

Am Grab gilt ruhiges Gedenken,

denn der Tote hatte keine Wahl,

Ruhe sollte man ihm schenken,

Worte nicht, es wär´ne Qual.

Auch zählt hier nicht das laute Klagen,

wenn Personen plötzlich nahen!

Man sollte sich viel eher fragen,

 ob sie glauben, was sie sahen.

Echte Reue - auch am Grab -

das wäre wirklich angebracht,

denn was der andre einem gab,

hat ihn womöglich umgebracht.

 

Vom richtigen Maß

 

Ordnungsliebe tötet Triebe,

Sauberkeit wird of zum Wahn,

Routinepflege tötet Liebe,

sowas sollt´ man sich erspar´n.

Alles nur im richt´gen Maß,

so sollte man es halten,

so macht auch das Leben Spaß

den Jungen und den Alten.

 

Ist das jedoch nicht mehr der Fall,

das richt´ge Maß nicht mehr im Lot,

endet ´s oft mit einem Knall

und manchesmal sogar mit´m Tod.

Wahn und Trieb gut isoliert,

am besten gleich in Ketten,

hilft, wenn man es dirigiert,

auch Menschenleben retten.

 

Das 8. Gebot

 

Falsches Zeugnis sollst du nicht

wider deinen Nächsten reden,

auch nicht direkt in sein Gesicht,

denn grad das verletzt doch jeden.

Dazu ein Blick,

falsch und verlogen,

und kein Zurück -

man hat betrogen!

 

"Recht fertigen" als Konstruktion

ohne das Gespür für´s Lügen,

rechtfertigen als Illusion

um die Wahrheit zu verbiegen.

Das muss kein böser Wille sein,

ist man in höchster Not.

Die Sünde ist nicht minder klein,

denn ein Gebot ist ein Gebot.

 

 

 

Kurze Reise, langer Weg

 

Herzklopfen, Herzrasen, Herzschmerzen, Schwindel total.

Der Boden unter den Füßen wird weich, sanft, watteähnlich, ich schwebe. Geräusche entschwinden, Schneeflocken klirren grotesk im Flug.

Ein kalter Hauch umwindet die Seele, gefrorener Watte gleich.

Das Jetzt ist ausgelöscht wie eine kalte Flamme in einem Vakuum.

Am fernen Horizont ein dünner silbrig glänzender Streifen.

Eine seltsame Kraft zieht dorthin.

Dort ist das Licht.

Weißes, grelles Licht.

Ich fliege ins Licht.

Aber das Licht schwenkt weg - es ist plötzlich fort.

Die Watte kratzt, die Schneeflocken schmelzen.

Ich spüre meinen Körper wieder.

Stimmen klingen hohl und doch so vertraut.

Ich kann sie hören aber nicht verstehen.

Blaues Licht, greller Schein.

Farben fließen hinter meinen Augenlidern ineinander.

Herzklopfen bis in die Ohren.

Vorsichtiges Blinzeln, banger erster Blick.

Umrisse, Schemen, weich gezeichnet, verschwommene Realität.

Vertraute Worte durchdringen mein Gehirn.

Ist das die Wirklichkeit, hier und heute oder schon morgen?

Fragendes Suchen nach dem Gestern, nach dem was war.

Weißes Bettzeug, Instrumente, Schläuche.

Alles hängt an Apparaten.

Nichts ist mehr, wie es war.

Ich bin älter geworden.

Nein, ich fühle mich nur so, aber ich lebe!

Es war eine kurze Reise aber ein langer Weg.

Ich wache auf - es ist 3 Uhr 45.

Schweißnass bis auf die Haut!

Es war nur ein Traum.

Warum?