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Impressum

 

 

Humor ist eine ernste Sache

Er ist Laster und Tugend zugleich

(Vortrag vor einer Versammlung der Bürgerhilfe Maintal am 3. März 2003)

 

Mein Freund und ich, wir sind seit vielen Jahren im HUMOR-MUSIK-VEREIN „Edelweiß“ gegr. 1896 e.V. Hochstadt  und hier vornehmlich humoristisch tätig.  Zu unseren Schwerpunkten gehört die jährliche Herausgabe eines humoristisch-satirischen Witzblattes sowie die Aufbereitung politischer und sozialkritischer Themen in Form eines musikalischen Protokolls, das wir anlässlich der Fastnachtssitzungen zum Besten geben.

Beide Aufgaben sind nur erfolgreich zu bewältigen, wenn man die verschiedenen Arten des Humors mit geeigneten Präsentationstechniken verbindet. Jede als spontane humorvolle Aktion empfundene Handlung oder Äußerung entspringt dabei selten jener Spontaneität, die man vermutet, sondern einer geplanten Aktion oder Interaktion zwischen den Vortragenden und den Zielpersonen.

 

„Spontaneität will gut überlegt sein!“

 

Der in diesem Ausspruch erkennbare Widerspruch regt zunächst zu einem Schmunzeln an, doch an diesem Punkt wird klar, dass Humor eine nicht zu unterschätzende, ja mitunter ernste Sache ist. Es muss tatsächlich gut überlegt sein, soll er nicht durch falsche Präsentation oder Wortwahl in platte Häme oder gar folgenschwere Beleidigung abgleiten.

Geht man dem Begriff „HUMOR“ auf den Grund, so findet man verschiedenste Definitionen und Zusammenhänge.

 

Hu|mor

I.                    [humor; lat.-fr.-engl.] der; -s, selten:) -e: 1. (ohne Plural) Fähigkeit, Gabe eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt u. der Menschen, den Schwierigkeiten u. Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, sie nicht so tragisch zu nehmen u. über sie u. sich lachen zu können. 2. sprachliche, künstlerische o. ä. Äußerung einer von Humor (1) bestimmten Geisteshaltung, Wesensart,

II.                  z.       B. der rheinische -; schwarzer -: das Grauen einbeziehender Humor.

II. [humor; lat.] der; -s, -es [...móreß]: Körperflüssigkeit (Med.).[1]

 

Humor [lat.], seit dem 18.)Jh.- zurückgehend auf die den Charakter prägenden Körpersäfte (lat. ›humores‹) der antiken und mittelalterl. Medizin- wohlwollende, gutmütige Heiterkeit; erhielt durch die engl. Humoristen seine eigentl. Bedeutung als bes. Anschauungs- und Darstellungsweise des Komischen.[2]

 

Wir Hochstädter Humoristen fassen die daraus abzuleitende Philosophie in unserem Wahlspruch zusammen, der da lautet:

 

„In den Missständen des Lebens menschliche Schwächen erkennen und lachend verzeihen!“

 

 

Wie aber funktioniert das mit dem Humor?

Welche Spielarten gibt es?

Ohne jetzt allzu tief in wissenschaftliche Betrachtungen einzutreten, sollen an dieser Stelle einige Arten des Humors einmal genannt und erläutert werden.

 

Praktischer Humor

...ist primär Handlung und eine direkte Reaktion auf eine Sache.

 

Theoretischer Humor

...bezieht die Distanz zum Geschehenen ein und berichtet von einer 

   scheinbar höheren Warte aus, der der Humorist allerdings oft von

   Berufs wegen misstraut.

 

Ästhetischer Humor

...befasst sich mit der Art der Präsentation.

 

Schwarzer Humor

... ist eine Abart des Galgenhumors und nimmt sich der Vergänglichkeit

    des Lebens an und kokettiert damit.

 

Subtiler Humor

...ist der fein nuancierte und differenziert humoristische Umgang mit der Sache.

 

Natürlich sollen an dieser Stelle Satire, Witz, Ironie, Spott, Hohn, Sarkasmus und Zynismus nicht fehlen, die ebenfalls Spielarten des Humors sein können.

 

Als Humor bezeichnen wir auch die empfundene komische Unstimmigkeit zwischen der  Darbietung und unserem moralischen Empfinden. Das Lachen, das sehr oft daraus resultiert, ist dann humoristisch, wenn es sich seiner Unangemessenheit bewusst ist, die aus der Überzeichnung resultiert.

Der Zusammenhang zwischen den Körpersäften und besagtem Humor wird dann deutlich, wenn wir uns die Lebensweisheit, dass Lachen gesund ist, ins Bewusstsein rufen. Höchstwahrscheinlich wird über die positive Auswirkung auf die Körpersäfte das Immunsystem gestärkt. Humorvolle Menschen sind  somit weitaus weniger krankheitsanfällig, als Menschen, die Alles schwer nehmen.

 

Ephraim Kishon beschreibt in „Eintagsfliegen leben länger“ in einem Dialog Humoristen folgendermaßen:

 

"Angeblich sind Humoristen ja auch eher traurige Menschen."

 

"Sind sie nicht. Aber vielleicht einsam. Oder nachdenklich. Dieser sonderbare Beruf verlangt das Herausschälen der Wahrheit aus den vielen Schichten, die sie überlagern. Man schält und schält, und eines Tages erkennt man, das genaue Gegenteil dessen, was man in der Schule gelernt hat, richtig ist:

Lügen haben lange Beine.

Ehrlichkeit ist die Ausrede der Feiglinge.

Güte ist Schwäche.

Brutalität ist Stärke..."

 

"Hören Sie auf. Wie kann man nur so fürchterliche Dinge sagen?"

 

"Der Humorist kann. Einen Humoristen nimmt man schließlich nicht ernst. Und merkwürdigerweise klingen all diese fürchterlichen Dinge gar nicht so fürchterlich, wenn man sie in Humor verpackt. Da kann man den Menschen die bitterste Realität zu schlucken geben, und sie werden sich köstlich darüber amüsieren. Sie werden die Wahrheit naschen wie Pralinen."

 

Einer der größten Humoristen unserer Zeit war der unvergessliche Heinz Erhardt, der uns mit seinen oft bitter-süßen Texten näher brachte, was uns in den etwas tiefer liegenden Schichten unseres Gemütes bewegt.

 

Hier einige Beispiele:  (Wegen Urheberrechtsproblematik kurzzeitig entfernt)

 

Letzter Rat  

Der letzte Besuch

 

Zu kurz

 

Das wäre schön

   bringen

 

Sie merken sicher, wie hier ein immer neuer Cocktail für die Gefühle gemixt wird, in dem viele Spielarten und Ausdrucksformen des Humors einfließen. Ob es die Auseinandersetzung mit dem Tod – also der Vergänglichkeit – ist, oder das Moralisieren mit dem Stand der alleinerziehenden Mutter, dem Kind ohne Vater ist, stets wird ein anderes Register gezogen.

 

So auch z.B. in der Betrachtung einer modernen Sinfonie und deren Wirkung auf das Publikum, das sich oft über die künstlerische Qualität der Darbietung des Werkes nicht im Klaren ist. Durch die Verkettung von Äußerlichkeiten mit dem platten Ablauf des Ereignisses spielt er erst mit dem Erlebten, dann mit der Kritik in einer Art, dass es dem Kunstsachverständigen möglich ist, sich geistig über das "flache" Publikum zu erheben und sich gleichzeitig dem vermeintlich "flachen" Publikum eine Möglichkeit bietet, über sogenannte "Fachidioten" zu lachen. Ganz im Hintergrund signalisiert er aber mit dem Titel des Werkes, dass die Wahrheit wohl mehr in der Mitte liegen könnte.

Heinz Erhardt führte aus:  (Wegen Urheberrechtsproblematik kurzzeitig entfernt)

 

Moderne Sinfonie

   


KSP und Lappan-Verlag:       Humorloser geht´s nimmer!

 

Sie werden sich als Leser vielleicht wundern, warum Sie in obigem Abschnitt nur die Überschriften der Gedichte von Heinz Erhardt lesen. Das hat einen schwerwiegenden Grund, denn der Lappan-Verlag, der wohl inzwischen alle Vermarktungsrechte für die Werke des Künstlers auf sich vereinigt, startete Ende Juli 2011 über die KSP-Anwälte, Hamburg, eine beispiellose Hetzjagd auf alle Internetnutzer, die in irgend einer Weise Gedichte von Heinz Erhardt arglos zitierten und überzieht sie mit Schadensersatzforderungen von 400 bis 600 € je Gedicht. In meinem Fall summierten sich 2.200 € plus 480 € Gebühren auf, obwohl ich die Gedichte als Zitate kennzeichnete. 

 

 

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die meisten Heinz-Erhardt-Fans und Liebhaber der Gedichte irgendwann mindestens ein Buch, wenn nicht sogar mehrere Sammelbände erwarben, aus denen sie zitierten. Meine Zitate stammen zum Beispiel vom Mitschnitt zweier Vorstellungen des Künstlers, die auf nebenstehender LP zu hören sind. Die nun abgestraften Kunden der Buchproduzenten werden für ihre Lust am Humor genau von denen bestraft, die daran ohnehin am meisten verdienten.

 

Natürlich gibt es auch Auswüchse, gegen die man vorgehen muss. Diese sollte man jedoch sorgfältig auswählen, damit man nur diejenigen nach dem Urheberrecht belangt, die sich mit den Werken des Künstlers bereichern. Bei allen anderen potenziellen Bücherkunden dürfte sich jetzt eine erheblich Aversion gegen den Lappan-Verlag aufbauen, der auch andere Leser infiziert. Der Lappan-Verlag sollte seinen Fehler ruhig langfristig ausbaden. Mir tun nur die Künstler leid, die dort unter Vertrag stehen. Ihre Werke werden unter der Kaufzurückhaltung ebenfalls leiden, denn wer will schon diesem Verlag zusätzlich Geld hinterher werfen. Mit den 2.680 € Strafe könnte ich mir ein ganze Palette Bücher des Lappan-Verlags leisten, um nachzuvollziehen, welcher Schaden durch das Zitieren von 5 kleinen Gedichten entstanden sein soll. Wohlgemerkt: Es geht um Schadensersatz!

 

Beruhigend ist, dass sich die Heinz Erhardt Erbengemeinschaft vom Vorgehen des Verlags distanzierte. Die Verantwortlichen des Verlags begaben sich in die Hände eines Inkasso-Anwalts, der im Gegensatz zu den rein juristisch orientierten Anwaltskanzleien breitgefächert den Weg über Schadensersatz mit Androhung der Abmahnung wählte, während rein juristisch orientierte Anwälte im Regelfall Verstöße seriös gewichten und entsprechend vorgehen. Im Fall grober Urheberrechtsverstöße erfolgen durch Anwälte sofort gezielte Abmahnungen mit Unterlassungserklärungen sowie angemessene bzw. plausible Schadensersatzforderungen. Über KSP soll vordergründig sicher nur Kasse gemacht werden - als so eine Art "Geschäftsmodell". Humorloser geht´s nimmer!

 


Viele humoristische Werke befassen sich mit Tabubrüchen. Zu den bekanntesten Tabus zählen in der westlichen Kultur u.a. Erbrochenes, Anthropophagie (Kanibalismus), Fäkalien, Gewalt, Sex, Schmerz und Urin.

Die richtige künstlerische Behandlung des Tabus erfordert vom Humoristen viel Fingerspitzengefühl. Falsch ist es, das Tabu in eine komplizierte Geschichte zu verpacken, die nur überstudierte Eierköpfe verstehen.

Richtig ist es hingegen, gradlinig, erdig und direkt damit umzugehen.

 

Psychologisch gesehen entsteht der Witz des Tabubruchs etwa auf folgende Weise:

 

1.                  Oh, verboten!

2.                  Da wird Papa aber schimpfen!

2.                  Ach egal! Papa ist ja nicht da!

3.                  Erleichtertes Ausatmen verbunden mit Lachen.

 

Wenn wir nun beim Lachen angekommen sind, sollten wir uns etwas Gedanken darüber machen, wie das Lachen eigentlich funktioniert.

 

Es lassen sich grundsätzlich verschiedene Lachhaltungen unterscheiden und einige Prinzipien zugrunde legen:

  • das spöttische Verlachen, erwächst als Ausgrenzung kultureller oder gesellschaftlich veralteter Strukturen

  • Entlarvendes Verlachen aller autoritären Situationen setzt auf Kontraste, Parodien, Karikaturen, politische Satire

  • das gewinnende, befriedigende über etwas Lachen in der Clownerie, der unfreiwilligen Komik, über Hilflosigkeit, auch wissendes erkennendes Lachen im negativen Sinn

  • Impulsives Lachen als Lösung des Affektstaues, als Reaktion unterbewusst, verarbeiteter Glücks/Lust/Angst -Erfahrung, als Widerspruch - Situationskomik, Typenkomik,  Rausch und Tranceerfahrung, Stupidität/ständiges Widerholen ein und des Gleichen aber auch running gags und Unbelehrbarkeit.

 

Auslösender Impuls und Wirkungsweise des lachen-machenden Elementes ist von Mensch zu Mensch und in unterschiedlichen Menschengruppen unterschiedlich.

 

Erzählt man folgenden kurzen Witz:

 

"Schluss jetzt", schimpft der Kneipenwirt, "ich schreibe nichts mehr an!"

Stammgast: "Und wie willst du dir das alles merken?"

 

in einer Freundesgruppe, so ist nicht von allen eine Reaktion auf die Pointe zu erwarten.

Nicht alle Menschen sind hier im gleichen Maße bereit, auf möglichen Unsinn oder abwegige Wortspiele einzugehen, es sei denn aus Sympathie dem Witzerzähler gegenüber, der vielleicht durch unfreiwillige Komik oder über seinen hemmungslosen Erzähldrang zum erlösenden Lachen reizt.

 

 

Soweit zum theoretischen Teil des Humors, dem wir jetzt wieder stärkeren lokalen Bezug geben wollen. Dies ist beinahe unmöglich, ohne auf Friedrich Stoltzes Krebbelzeitung und den Vorgänger, die Frankfurter Latern, hinzuweisen.

 

Die »Frankfurter Latern«, die zwischen 1860 und 1893 herauskam, gehört innerhalb der deutschen periodischen Politsatire zu den bemerkenswerteren scharfzüngigen Vertretern »mitteldeutscher« Positionen - von damals aus gesehen: zwischen den Berlin einerseits und München (und Wien) andererseits.  Von 1860 bis 1866 erschien sie regelmäßig, die Nummer zu vier Seiten, zunächst in einem charakteristischen Rhythmus, den ihr vielfach nachgeahmter programmatischer Untertitel anzeigt: »Illustrirtes-satyrisches, humoristisch-lyrisches, kritisch-raisonnirendes, ästhetisch-annoncirendes Wochenblatt, wo die Woch' zehn Tage hat«, dann tatsächlich viermal im Monat, bis der Krieg von 1866 und der Einmarsch der Preußen in Frankfurt sie auslöschte.

 

Für die Redaktion verantwortlich waren der Schriftsteller Friedrich Stoltze, ein begabter Satiriker und aufrecht deutsch-patriotischer Demokrat, und der genialische Zeichner und Maler Ernst Schalck, der das Blatt mit seinen brillanten Karikaturen, die zum Besten gehören, was in jenen Jahren auf diesem Gebiete geschaffen wurde, bis zu seinem Tode 1865 entscheidend prägte und zu seiner glänzendsten Periode führte. Danach produzierte Stoltze die Zeitschrift als »Friedrich Stoltze's Frankfurter Latern« bis zum Juli 1866 allein, jetzt mit dem ebenfalls sehr sprechenden Untertitel »Gasometrisch-lyrische, electrisch- satyrische, galvanisch-raisonnirische Original-Beleuchtung, alle zweihundert und vierzig Stunden herausgegeben und angezunden«.

 

Es folgten sechs Jahre des Verbotenseins, der Ausweichexperimente und der Tarnmanöver mit jeweils nur wenigen Nummern: 1867 und 1868 die »Neue Frankfurter Latern« und die »Neue Frankfurter Leuchte, eine Confiszirt-lyrisch, arretirt-satyrische, galvanisch-raisonnirische Originalbeleuchtung, alle 768 Stunden herausgegeben und angezunden«, 1870 wieder eine »Frankfurter Latern« und eine »Deutsche Latern, ein Humoristisch-lyrisches Wochenblatt« (an dem Wilhelm Busch mitarbeitete), 1871 nochmals eine »Frankfurter Latern« und wiederum eine »Neue Frankfurter Latern«. Erst ab Februar 1872 war erneute Kontinuität möglich, die »Frankfurter Latern« konnte nun regelmäßig wöchentlich unter ihrem alten Titel und Untertitel erscheinen, es folgte eine lückenlose Sequenz bis 1891, bis zu Friedrich Stoltzes Tod. Zwei Jahre später mußte sie, kopflos geworden, eingehen.

 

Einige Jahre später – exakt 1896 – fanden sich in Hochstadt angesehene und teilweise sehr wohlhabende Bürger zusammen um einen humoristischen Verein zu gründen. Es dauerte allerding bis zum Jahr 1902, als die erste Hochstädter Kreppelzeitung unter dem Namen „Humoristisches Witzblatt“ herauskam.

 

Anhand von Beispielen aus der Hochstädter Kreppelzeitung möchten wir Ihnen unsere Arbeit und die Arbeit früherer Generation einmal näher bringen. Auch hier gibt es eine Zeit der politischen Verfolgung und des Verbotes, wie es Friedrich Stoltze widerfuhr. 

Die Hochstädter Kreppelzeitung tarnte ihre Botschaften sehr stark, indem sie ihr humorstisches Witzblatt mit lokalen Spötteleien überfrachtete. Die Tatsache, dass sie nur einmal im Jahr, nämlich am Fastnachtssamstag herauskam, verhalf ihr zusätzlich zur Tarnung als Fastnachtszeitung. Dennoch führte es während des sogenannten Dritten Reiches zum Verbot, was den kritischen Inhalt unterstreicht. 

Bitte achten Sie auf die immer wieder deutlich erkennbaren Spiegelungen des Zeitgeistes und auf die zeitlose Aktualität mancher Themen.

 

1908 - in der Kaiserzeit - Schreiben die „Kreppelrichter“, wie die Redaktion der Hochstädter Kreppelzeitung heißt, folgenden Stimmungsbericht einer Gemeinde, die inzwischen infolge der Industrialisierung langsam aus den Nähten platzt:

 

Aich sei vo häi

 

Aich sei vo häi, drum sein aich fruh,

dass aich su e Hamet hu.

Huschdet eß gor schieh geläje,

Aussicht hot mer alle Wäje;

Wann ich net von Huschdet wir,

käm ich jeden Sonntag her.

En Huschdet sei´ die Leut all gout,

wann merrsche bezoahle tout,

wäi Engelscher im Paradies,

bluß wenn mer Gäld will,

sei se bieß.

Aich wollt mer e Häusi baue,

sägt en ame Mann, en schlaue.

En de Schitt, do lait moi Goate,

Bis do e Stroß gebt, kanne woate.

Auen Bohof sägt en Spötter,

aeß koan Bohof für su Städter,

aeß en Bohof für a Örtche,

no mich ärgert jedes Wörtche.

Doch von usem Bohof aus,

do sieht Huschdet herrlich aus.

Die Kirchuhr äß wirklich fei,

bal schlägt se, bal lässt ses sei,

bal gieht se vür,

bal gieht se nooch,

nur wärsche uffzäit, hot sei Plog.

Wammer mahnt, äße kaputt,

das Beste wärs, bein Eisejudd.

 

Uff de Stroß, o Herr des Lebens,

sucht mer a Latern vergebens.

Kräit mer do net gleich die kränk,

sie hunse en die Kirch gehängt.

Uff de Gass, wer touts am bleche,

wann mer Hals und Boah tout breche.

Gieht mer noach de Eiseboh,

un hot koa lange Stiwwel oh,

könnt mer baal für Zann verrecke,

bleiwe ahm die Latsche stecke.

Su enn Schlamm, ´s äß unerhört,

wann nur weirer nix passiert.

Für Marine und für Flotte,

für Prozesse aller Sorte,

für verschiedene Missione,

wärn bewilligt halbe Millione,

bluß fürn Wäg o die Eiseboh

aeß koan ane Pfennig do.

 

Die Industrie, die hebt sich hier,

mit Maueremaster und Polier,

Geselle hunse aach genunk,

däi schaffe die Sache schunt en de Schwung!

Aich wills euch overtraue,

jeder will die schinnste baue.

Dout mer in däi Gegend gieh,

wu däi neue Häuser stieh,

Häußeschen, doas äß e Pracht,

wenn mersche su räächt betracht,

von weitem sehnse herrlich aus,

em Schornstaa gucke die Hypothekcher raus!

Rolläde, su grasig grüne,

o de Fenster mords Gardine.

Bei Dag da äß de Man net do,

owends spillt de Grammopho,

ennwennig schieh ausstaffiert,

alles nobel dekoriert.

Die Holzschou henke o de Wand,

zoum Odenke ons Hametland.

 

Drimm zäihe aach vill Frimme her,

do frägt mich ans, wäi häßt dann der?

Aich kanns näit soa, wäi däi all haase,

däi doh des ganze Heft verschmase.

Dem ane douts in de Schemisch gefalle,

dem annern in de Giterhalle.

Vo de Stroße, bis en däife Wäg,

bis baal on Bratwissestäg,

vom Rierewäldsche en die Schütt,

läft ezz jeder Lompejüdd.

Wu su neue Leut hinzäihe,

Moant er, könnter Lompe kräije.

Unn für su e gruß Gemoah,

woar aachs Daafgeschirr su kloa,

drimm hot mer aach beschlosse,

dass oa neues wird gegosse.

Ihr Leut macht euch jetzt feste dro,

dass mer woas se daafe hu.

Drimm kann mich aach kaner kräije,

dass aich soll vo Huschdet zäihe,

aus meim Häusi noch koan Schriät,

noa aus Huschdet giehn aich net.

 

Inmitten humoristisch verpackter Sozialkritik finden wir die Kritik an der Kolonialpolitik des Kaiserreiches und am überzogenen Bestreben, Seemacht Nummer 1 zu sein. Derartige öffentliche Äußerungen galten damals als strafbare Kritik am Kaiser und es war schon sehr mutig, dieses Thema anzuschneiden.

Wenn Sie mehr - ja Alles - über die Hochstädter Kreppelzeitung wissen wollen, dann empfehlen wir Ihnen den Besuch der Website www.hmv-edelweiss.de mit ihrer ausführlichen Chronik unserer Zeitung, die im letzten Jahr 100 Jahre alt war.

Beispiele humorvollen Schaffens entnehmen wir jetzt verschieden Ausgaben der Zeitung, speziell der neuesten Ausgabe, die wir speziell für Sie mitgebracht haben.

Weitere Beispiele humorvollen Schaffens wurden jetzt verschieden Ausgaben der Zeitung entnommen, die wir speziell mitbrachten.

 

Ich hoffe, dass ich Ihnen das Thema HUMOR anhand des Materials, aber auch der vorangegangenen Ausführungen näher bringen konnten und stehen für Fragen gern zur Verfügung.

Auszüge der neuesten Ausgabe der Hochstädter Kreppelzeitung 2003 finden Sie, wenn sie den Link aktivieren.



[1](c) Dudenverlag.

 

[2](c) Meyers Lexikonverlag.