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 28. Dezember  2011    - Ruhestand von Klaus Klee

 

In der Senioren-Loge angekommen

 

Es gibt zum Altwerden den schlauen Satz "Man ist so alt, wie man sich fühlt...!"   Heute erkenne ich nun, dass er gar nicht so abwegig ist. Man kann sich eine gewisse Zeit gegen das Altwerden stemmen, sich flott kleiden und sich inmitten der jüngeren Generation angepasst bewegen. Das mag auch helfen. Letztendlich aber kommt man früher oder später an einen Punkt, an dem man erkennt, wie sinnlos dieses Verhalten ist. Man spürt auf einmal einen Bonus, den man in Anbetracht langjähriger Verdienste entgegengebracht bekommt. Es ist aber der Unterton, auf den man hören muss. Auf die Probe darf man die Situation nicht stellen. Deutet man die dann zu empfangenden Signale richtig, so ist durchaus Rückzug angesagt. Vor mir haben das ältere Freunde und Bekannte bereits durchlebt. Im Jahr 2012 traf es nun mich. Meine Achillesferse ist derzeit die mentale Belastbarkeit. Jede Missstimmung führt inzwischen zu einer Blockade, der ich mich nicht mehr entziehen kann.

Die Blockade bremst meine Kreativität, meinen Elan und den Willen, unbeirrt weiter zu machen. Hinzu kommen Veränderungen der physischen Leistungsfähigkeit, die jede zu erbringende Leistung erschwert und in letzter Konsequenz unzufrieden macht. So ziehe ich mich wieder ein Stück zurück, sammele neue Kraft und besinne mich auf das, was wirklich Freude macht. Endlich bin ich in meiner persönlichen Senioren-Loge angekommen und kann alles im Blick behalten, was mir etwas bedeutet und beobachten, wie die junge Generation mit der Vergangenheit umgeht und die Dinge weiterentwickelt. Dabei wiederholen sich vermutlich meine Erfahrungen, die ich am Ende meines Berufslebens machte. Es wird wahrscheinlich nur an dem festgehalten, dessen Sinn und Funktion man inhaltlich erkannte und weiterhin als wichtig erachtet. Der Rest wird nach kurzer Zeit umgekrempelt und bekommt eine völlig neue Handschrift.

 

Aus meiner Loge heraus beobachte ich auch die Entwicklung der Fastnachtsveranstaltungen meines Vereins. Hier zeichnet sich bereits im zweiten Jahr ein Besucherschwund ab, der auch mit den Veranstaltungen selbst etwas zu tun hat. Zwar verzeichnen alle Vereine die gleiche Entwicklung, beruhigt kann man deswegen jedoch nicht sein. Vor exakt 10 Jahren gründete mein Verein eine Kabarettgruppe und ein Kreativ-Team als Schule für gesprochene und gespielte Programminhalte, wovon die Fastnachtssitzungen profitieren sollten. Das Kabarett MIKROKOSMOS feiert alljährlich Triumphe vor ausverkauften Sälen, die Fastnachtssitzungen stagnierten dagegen und verzeichnen jetzt sogar einen Rückgang. Ewig-Gestrige verhindern bis heute die gegenseitige Befruchtung. Man räumt den besonders Talentierten der Kabarett-Schule nur 5 - 6 Programmpunkte ein, wodurch sich zwar die Programme in einem Segment inhaltlich verbesserten, die Chance für das Hinzugewinnen neuer Besucher jedoch versäumt wurde. Nun bin ich gespannt, wer den kreativen Part zur Trendwende in die Hand nimmt. Mit "so weiter wie bisher" reiht man sich - möglicherweise zufrieden - in die Darbietungen der Konkurrenz ein. Besser kann man aber nur sein, wenn man anders als andere ist!

 

Mein neuer Schwerpunkt wird die Maintaler Seniorenzeitung sein, die viermal im Jahr erscheint. Hier plane ich ein völlig neues und zeitgemäßes Design, um den Lesespaß zu erhöhen. Meine freie Zeit werde ich ab dem Frühjahr wieder in meinem Garten verbringen, wo erneut einige Ideen für's Kabarett reifen werden. Diese werde ich beisteuern, umsetzen werde ich sie nicht mehr. Einen großen Raum wird die Reduzierung meines Hausstands einnehmen, der seit der Auflösung der elterlichen Wohnung angewachsen ist. Die Keller müssen entrümpelt werden und auch in meinem Büro ist das Ausmisten alter Unterlagen angesagt. Das alles wird hoffentlich ohne gesundheitliche Probleme, wie sie uns im letzten Jahr begleiteten, ablaufen.

 

Das Thema Gesundheit wird im Alter übrigens immer dominierender. Vielleicht liegt es daran, dass man viel stärker in seinen Körper hinein hört. Jede gesundheitliche Störung kann zu einem ausgewachsenen Problem werden, das gewaltige Einschränkungen mit sich führen kann. Hier ist zunehmend Vorsicht angesagt. Die permanente Konfrontation mit dem Seniorenpflegeheim schafft zudem eine Sicht, die höchst unbefriedigend ist. Zwangsläufig wächst dadurch der Wunsch, die verbleibende Zeit so schön und so gesund wie möglich zu gestalten - womit ich wieder am Ausgangspunkt meiner Betrachtungen angekommen wäre.

Das Jahr 2013 kann kommen!