Es
gibt zum Altwerden den schlauen Satz "Man ist so alt, wie man sich
fühlt...!" Heute erkenne ich nun, dass er gar nicht so abwegig ist. Man kann sich eine
gewisse Zeit gegen das Altwerden stemmen, sich flott kleiden und sich
inmitten der jüngeren Generation angepasst bewegen. Das mag auch helfen. Letztendlich
aber kommt
man früher oder später an einen Punkt, an dem man erkennt, wie sinnlos dieses Verhalten ist. Man spürt
auf einmal einen Bonus, den man
in Anbetracht langjähriger Verdienste entgegengebracht bekommt. Es ist
aber der Unterton, auf den man hören muss. Auf die
Probe darf man die Situation nicht stellen. Deutet man die dann zu
empfangenden Signale richtig, so ist durchaus Rückzug angesagt. Vor mir haben
das ältere Freunde und Bekannte bereits durchlebt. Im Jahr 2012 traf es nun
mich. Meine Achillesferse ist derzeit die mentale Belastbarkeit. Jede Missstimmung führt inzwischen zu einer Blockade, der ich mich nicht mehr
entziehen kann. |
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Die
Blockade bremst meine Kreativität, meinen Elan und den Willen, unbeirrt weiter zu
machen. Hinzu kommen Veränderungen der physischen Leistungsfähigkeit,
die jede zu erbringende Leistung erschwert und in letzter Konsequenz unzufrieden macht. So ziehe
ich mich wieder ein Stück zurück, sammele neue Kraft und besinne mich auf das, was
wirklich Freude macht. Endlich bin ich in meiner persönlichen Senioren-Loge angekommen
und kann alles im Blick behalten, was mir etwas bedeutet und beobachten, wie die junge Generation
mit der Vergangenheit umgeht und die Dinge weiterentwickelt. Dabei
wiederholen sich vermutlich meine Erfahrungen, die ich am Ende meines
Berufslebens machte. Es wird wahrscheinlich nur an dem festgehalten, dessen Sinn und
Funktion man inhaltlich erkannte und weiterhin als wichtig erachtet. Der Rest wird nach kurzer
Zeit umgekrempelt und bekommt eine völlig neue Handschrift.
Aus
meiner Loge heraus beobachte ich auch die Entwicklung der
Fastnachtsveranstaltungen meines Vereins. Hier zeichnet sich bereits im
zweiten Jahr ein Besucherschwund ab, der auch mit den Veranstaltungen
selbst etwas zu tun hat. Zwar verzeichnen alle Vereine die gleiche
Entwicklung, beruhigt kann man deswegen jedoch nicht sein. Vor exakt 10
Jahren gründete mein Verein eine Kabarettgruppe und ein Kreativ-Team als
Schule für gesprochene und gespielte Programminhalte, wovon die
Fastnachtssitzungen profitieren sollten. Das Kabarett MIKROKOSMOS feiert
alljährlich Triumphe vor ausverkauften Sälen, die Fastnachtssitzungen
stagnierten dagegen und verzeichnen jetzt sogar einen Rückgang.
Ewig-Gestrige verhindern bis heute die gegenseitige Befruchtung. Man
räumt den besonders Talentierten der Kabarett-Schule nur 5 - 6
Programmpunkte ein, wodurch sich zwar die Programme in einem Segment
inhaltlich verbesserten, die Chance für das Hinzugewinnen neuer Besucher
jedoch versäumt wurde. Nun bin ich gespannt, wer den kreativen Part zur
Trendwende in die Hand nimmt. Mit "so weiter wie bisher" reiht
man sich - möglicherweise zufrieden - in die Darbietungen der Konkurrenz
ein. Besser kann man aber nur sein, wenn man anders als andere ist!
Mein
neuer Schwerpunkt wird die Maintaler Seniorenzeitung sein, die viermal im
Jahr erscheint. Hier plane ich ein völlig neues und zeitgemäßes Design,
um den Lesespaß zu erhöhen. Meine freie Zeit werde ich ab dem Frühjahr
wieder in meinem Garten verbringen, wo erneut einige Ideen für's Kabarett
reifen werden. Diese werde ich beisteuern, umsetzen werde ich sie nicht
mehr. Einen großen Raum wird die Reduzierung meines Hausstands einnehmen,
der seit der Auflösung der elterlichen Wohnung angewachsen ist. Die
Keller müssen entrümpelt werden und auch in meinem Büro ist das
Ausmisten alter Unterlagen angesagt. Das alles wird hoffentlich ohne
gesundheitliche Probleme, wie sie uns im letzten Jahr begleiteten,
ablaufen. Das
Thema Gesundheit wird im Alter übrigens immer dominierender. Vielleicht
liegt es daran, dass man viel stärker in seinen Körper hinein hört.
Jede gesundheitliche Störung kann zu einem ausgewachsenen Problem werden,
das gewaltige Einschränkungen mit sich führen kann. Hier ist zunehmend
Vorsicht angesagt. Die permanente Konfrontation mit dem Seniorenpflegeheim
schafft zudem eine Sicht, die höchst unbefriedigend ist. Zwangsläufig
wächst dadurch der Wunsch, die verbleibende Zeit so schön und so gesund
wie möglich zu gestalten - womit ich wieder am Ausgangspunkt meiner
Betrachtungen angekommen wäre. Das
Jahr 2013 kann kommen! |