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 13.Oktober 2011    - Ruhestand von Klaus Klee

Der Schnitt

 

Nun haben wir schon Mitte Oktober 2012 und die Zeit rast auf ein mir noch unbekanntes Ende zu - ein Ende, das immer greifbarer wird. Im nächsten Jahr werde ich 69 Jahre alt. Was sind 10 oder 15 Jahre, die mir vielleicht noch bleiben!? 

 

Da macht man sich so langsam Gedanken, wie es weitergehen wird und wo die lohnens- werten Singe des Lebens sind. Noch immer bin ich voller Tatendrang, aber auch bis obenhin zu mit Arbeit. Seitdem meine Frau eine schwere Hüftgelenks-Operation hinter sich brachte, bin ich zusätzlich wesentlich stärker in den Haushalt eingebunden als mir lieb ist. Hinzu kommen jeden zweiten Tag die Besuche im Pflegeheim, in dem ich meine Mutter füttere. Es gibt Tage, an denen einfach keine Freude mehr in mir aufkommen will. Freude benötige ich jedoch als Ausgleich.

 

Bei allerlei Aktivitäten in unterschiedlichsten Regelkreisen war das bisher der Fall, und ich hatte das Gefühl, dass es neben den eintönigen Pflichtaufgaben auch noch Dinge gibt, die mich fordern. Den Herausforderungen gerecht zu werden, brachte Zufriedenheit mit sich, die den Ausgleich schuf. Nun komme ich allerdings an einen Punkt, an dem ich zunehmend mit meiner Kondition haushalten muss. Arbeit belastet mich nach wie vor kaum. Es sind mehr die psychischen Komponenten, die mir immer öfter Kräfte rauben. Dazu gehören auch Disharmonien und Streitereien. Herumgezicke und Kritik um der Kritik willen ist so ziemlich das Letzte, was ich vertrage. Ein Schnitt ist jetzt unausweichlich!

 

Vor einem Jahr fasste ich aus gleichem Grund bereits den Entschluss, meine Auftritte im lokalen Kabarett MIKROKOSMOS einzustellen. Das hatte ich danach zwar um ein Jahr verschoben, meine diesjährigen Auftritte werden jedoch definitiv die letzten Auftritte vor Publikum sein. Vielleicht werde ich weiterhin Sketche für MIKROKOSMOS schreiben und zur Umsetzung zur Verfügung stellen, wenn dies gewünscht ist. 

 

Einige meiner Sketche fand die Kabarett-Gruppe in diesem Jahr allerdings zu gewagt und sie wurden infolge des Überangebots zusammen mit anderen Sketchen nicht umgesetzt. Ein Programm sollte natürlich 120 Minuten nicht überschreiten. Das ist aber kein Muss! Bei der Auswahl der zu streichenden Sketche ging nach meinem Empfinden Qualität verloren. Es bestand jedoch auch die Gefahr, das das Programm überfrachtet worden wäre, wenn leichtere Sketche dafür hätten weichen müssen. Dennoch ist es schade um die verhinderten Sketche.

  • Einer der Sketche befasste sich mit dem Tod eines Bischofsheimer Ruhestörers, der von der Polizei mit 9 Schüssen niedergestreckt wurde. Der Sketch wäre mir wichtig gewesen, weil er neben der Aktualität etwas über polizeiliche Selbstherrlichkeit, über Zivilcourage und nachbarschaftliche Verhaltensweisen aussagt. 

  • Ein weiterer Sketch sollte einen fiktiven Prüfbericht der Stiftung Warentest zu Tests mit 5 Dildos thematisieren. Das wäre eine absolute Herausforderung für die Akteure und ein Spiel mit verklemmten Befindlichkeiten konservativen Bürgertums geworden. Schade! 

  • Ein anderer Sketch ging auf die Probleme ein, warum Maintal nicht zusammen- wachsen kann und gab satirisch einen Einblick in die Denke von Consultern, wie sie von der Stadt Maintal immer wieder eingesetzt werden. Die Umsetzung des Sketches scheiterte leider an der optimalen Besetzung, die einer Gruppendynamik folgend personell mehrheitlich nicht gewünscht war. Auf der Strecke blieb damit natürlich auch dieser Sketch.

Das bestärkt mich in der Annahme, wesentlich experimenteller und mutiger veranlagt zu sein, als die Gruppe es inzwischen zulässt und dass persönliche Dissonanzen zwischen Mitgliedern des Ensembles fahrlässig zu Substanzverlust im Programm führen. Mich stimmt das bis zu einem gewissen Grad traurig, denn das für das Publikum Ungewöhnliche und eine zum kritischen Nachdenken anreizende Inszenierung halte ich für ein wichtiges Element investigativen Kabaretts. 

 

Im 8. Jahr haben wir offensichtlich Grenzen erreicht, die Teile des Ensembles nicht mehr überschreiten wollen. Es gelingt mir nun nicht mehr, der Mehrheit den Sinn, die angestrebte Wirkung meiner Texte und den Kern meiner Gedanken zu vermitteln. Die Gruppe schwenkt stärker auf die vermeintlichen Befindlichkeiten des Publikums ein. Das befriedigt mich natürlich ganz und gar nicht. Den Höhepunkt des lokalen Kabaretts konservieren zu wollen, ist einfach zu kurz gedacht. Der Schnitt wäre an dieser Stelle für mich jetzt ohnehin die Konsequenz gewesen, wenn mein Entschluss nicht bereits festgestanden hätte.  

 

Die Veranstaltungen dieses Jahres werde ich noch einmal genießen und hoffentlich viel Emotionen herüberbringen, damit die Publikumsnähe noch spürbarer wird. Dazu sind die Rollen bestens geeignet. Die letzte Veranstaltung wird mich jedoch mit Wehmut erfüllen, dessen bin ich sicher. Hier überwiegt aber das Empfinden, in Zukunft stressfreier leben zu können. 

 

Mit was wird sich das entstehende Vakuum füllen?

 

Die Maintaler Seniorenzeitung und meine satirische Homepage werden die letzten noch verbleibenden geistig-schöpferischen Aktivitäten bleiben, denen ich mich weiterhin voll und ganz widme. Alle meine Vereins-Aktivitäten werde ich ab 2013 endgültig einstellen. 

 

Während der Auflösung des Haushalts meiner Eltern dachte ich über meinen eigenen Hausstand nach und kam zu der Erkenntnis, diesen innerhalb das nächsten Jahres deutlich reduzieren zu müssen. Auch müssen einige Dinge wesentlich schlanker organisiert werden. Das wird mich voll und ganz fordern. Es sind zudem eine Menge Dinge zu regeln, die man in meinem Alter bereits geregelt haben sollte. Letztendlich werde ich mit meiner Frau nach deren Genesung endlich wieder häufiger reisen.

 

Dazu müssen meine restlichen Verpflichtungen überschaubarer werden und dürfen mich zeitlich nur bis zu einem gewissen Grad einengen. Mein recht großer Garten soll erhalten bleiben, weil ich ihn für meinen Ausgleich und die Fitness brauche. Meine Entschlüsse fasse ich in dem Bewusstsein, bereits mehr als genug für meinen Verein getan zu haben. Es ist jetzt einfach mal genug!