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Schreiben ist nicht Meinen und Lesen ist nicht Verstehen

 

Gehören Sie auch zu den Menschen, die eine Lokalzeitung lesen?

Dann wird Sie gelegentlich auch die Art der Berichterstattung über lokale Ereignisse verwundert haben. Besonders, wenn Sie selbst Zeuge des Ereignisses waren, fallen Ihnen Dinge auf, die Sie so ganz anders empfunden haben. "An was liegt das?", werden Sie sich fragen. Nun, die Antwort ist ganz einfach: Schreiben ist nicht Meinen und Lesen ist nicht Verstehen.

 

Anhand von Beispielen wird Ihnen die Sache verständlicher.

 

Nehmen wir mal an, bei einer geselligen Veranstaltung war ein Saal nur zu 70% besetzt, der Lokalzeitung geht es wirtschaftlich gut und die Veranstalter liegen dem Berichterstatter absolut quer im Magen. Dann können Sie lesen:

 

Im nur mäßig besetzen Saal wollte so recht keine Stimmung aufkommen und es war beinahe unmöglich, eine Schunkelkette herzustellen. Der Veranstalter muss sich ernsthaft überlegen, wie er zukünftig dem Besucherschwund entgegentreten will.

 

Der gleiche Sachverhalt liest sich bei wirtschaftlich schlechter Lage der Lokalzeitung und gleichem Magengefühl des Berichterstatters, wie folgt:

 

Die Veranstaltung hätte durchaus ein größeres Publikumsinteresse verdient, gaben die wackeren Akteure schließlich ihr Bestes ...

 

Haben die Zeitung und der Veranstalter gleichermaßen mit Absatzproblemen zu kämpfen, was beiden im Magen liegt, so lesen wir:

 

......Nichts darüber.....!

 

Jetzt fehlt noch die Version, bei der zu letztgenannten Voraussetzungen noch eine starke Motivationskomponente hinsichtlich Anzeigenwerbung und Abbonentenschwund hinzukommt. Die liest sich dann so:

 

....Nichts..... plus   ...sie machen ihrem Aushängeschild in Sachen ..... alle Ehre und die Besucher der kommenden Veranstaltungen können sich auf vergnügliche Stunden freuen...

 

Verstehen Sie jetzt, was Sie gelesen haben?

 

Noch verständlicher wird die Sache, wenn Sie wissen, dass sich der Berichterstatter anderen Ortes und anderen Abbonenten gegenüber unmissverständlich äußerte, wie er die Veranstaltung wirklich erlebt hat. So ein Schelm!?